Sojabohne: Originalsaatgut gibt Sicherheit
Die Niederschlagsverteilung im Laufe der Vegetationszeit war für die Sojabohne im Anbaujahr 2022 in weiten Teilen Österreichs alles andere als optimal. Entsprechend sind auch die Erntemengen und –qualitäten nicht immer befriedigend.
SOJABOHNENSAAT
Aufgrund der Trockenheit fallen die Körner im Sojabohnensaatgut 2023 kleiner aus. Die Qualität wird dadurch aber nicht beeinflusst.
Im Frühjahr herrschten noch relativ gute Bedingungen, sodass der Feldaufgang der Sojabohne meist sehr gut und vollständig war. Die Bestände entwickelten sich vegetativ gut und bildeten rasch kräftige Pflanzen.
Trockenheit und Regen zur falschen Zeit
Danach wurde es aber vielerorts zur Blüte und Kornbildung im Juli und August, dem Zeitpunkt des höchsten Wasserbedarfs der Sojapflanzen, extrem heiß und trocken. Dadurch fehlten in manchen Schoten Körner und die gebildeten Körner blieben deutlich kleiner als üblich. Als die Bestände reif und bereit zur Ernte waren, setzte regnerisches Herbstwetter ein. Oft konnten nur noch die frühreifen Sorten rechtzeitig vor dem Regen geerntet werden – Frühreife war damit sicher ein Vorteil. Weit mehr als andere Kulturen, verliert die Sojabohne aber nicht nur kontinuierlich Wasser, sondern nimmt auch wieder Feuchtigkeit auf. Wenn also die Tage kürzer werden, die Sonneneinstrahlung sinkt und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, nimmt die Sojabohne oft über Nacht die Feuchtigkeit wieder auf, die sie tagsüber verloren hat. Da es dann meist keine weitere Abtrocknung mehr gibt, hat es keinen Sinn, länger mit der Ernte zuzuwarten. Im Herbst 2022 sind relativ viele Sojabestände lange und unter feuchten Bedingungen am Feld gestanden.
Einfluss auf die Saatgutproduktion
All diese Dinge wirken sich naturgemäß auch auf die Saatgutproduktion aus. Aufgrund der Trockenheit werden die Korngrößen im Saatgut 2023 unterdurchschnittlich ausfallen, was aber grundsätzlich keine Qualitätsminderung darstellt. In der Ernteware sind auch oft grünliche bzw. verschrumpelte Körner zu beobachten. Es handelt sich dabei um Körner, die ihre physiologische Reife noch nicht voll erreicht haben und aufgrund der hohen Temperaturen eingetrocknet sind, noch bevor sie voll ausgereift waren. In den Gebieten, in denen die Ernte nicht vor den Regenfällen möglich war, mussten zunehmend Pilzerkrankungen festgestellt werden. Besonders Diaporthe war hier zu beobachten. Diese Pflanzenkrankheit kann sich optisch unbemerkt auf das Korn und damit das Saatgut negativ auswirken.
Sicher ist sicher
Originalsaatgut ist in all diesen Parametern geprüft und offiziell anerkannt. Aufgrund der vielen Unsicherheiten ist für den Anbau 2023 die Verwendung von untersuchtem Originalsaatgut für den verantwortungsvollen Landwirt Pflicht und wichtigste Grundlage für einen erfolgreichen Sojaanbau. Außerdem macht es bei aktuell hohen Konsumpreisen ohnehin wirtschaftlich mehr Sinn, die Ernteware zu vermarkten und Originalsaatgut vorinokuliert mit Rhizobien zu verwenden. Fachliche, rechtliche und wirtschaftliche Argumente sprechen klar für die Verwendung von anerkanntem Originalsaatgut von bewährten Hochleistungssorten für den Anbau 2023.
Thomas Richter, RWA Saatgut