Warum überhaupt Nachsäen?

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Grünlandbewirtschaftung stark verändert. Neue Möglichkeiten im technischen Bereich, die großflächige Umstellung von Heuwirtschaft auf zumeist Silagegewinnung und Verlängerung der Vegetationszeit durch Klimaerwärmung taten das ihrige dazu.

Damit hat sich vor allem die Schnitthäufigkeit erhöht. Von zwei bis drei Nutzungen wird auf vielen Betrieben heute fünf- bis sechsmal auch das Dauergrünland genutzt. Damit hat sich zwar die Qualität des Erntegutes steigern lassen. Die Regeneration der Pflanzengemeinschaft leidet allerdings darunter. Das hat mehrere Gründe:

› Die Samenbildung wird durch mehr und frühere Schnitte unterbunden. Arten, welche auf Vermehrung durch Samen angewiesen sind, verschwinden aus den Beständen. Am meisten betroffen sind da wertvolle Horstgräser wie zum Beispiel das Knaulgras.

› Viele Arten aus klassischen Dauerwiesen können den vielen Schnitten nicht standhalten. Oft betroffen davon sind Obergräser wie Wiesenschwingel oder Glatthafer.

› Ausläuferbildende Pflanzen setzen sich durch. Dies sind nicht immer erwünschte Arten wie Weißklee. Besonders oft ist es die Gemeine Rispe.

› Intensiv nutzbare Raygrasbestände zwingen zu immer häufigeren Schnitten, vor allem, wenn es sich um das sehr früh Samen bildende Bastardraygras handelt.

Differenzierung periodische Nachsaat / Sanierung

Mit der geplanten periodischen Nachsaat lassen sich Mengen- und Qualitätsverluste verhindern, bevor diese spürbar werden. Regelmäßige Bestandeskontrollen und Artenkenntnis sind da wichtige Voraussetzungen. Betriebs- und nutzungsspezifische Perioden von ein bis drei Jahren haben sich als sehr praxistauglich erwiesen. Mit der geeigneten Mischung, aber auch mit gezielt eingesetzten Einzelkomponenten bleiben Dauerwiesen vital und ertragsstabil. Je nach Einsatzabstand sind 8 bis 15 kg Saatgut dafür ausreichend.

Bei einer Grünlandsanierung erhöhen sich Arbeitsaufwand und Kosten deutlich. Für das Entfernen von z.B. Gemeiner Rispe muss ein Starkstriegel eingesetzt werden. Das anfallende Material muss abgefahren und entsorgt werden. Die folgende Saat entspricht dann mit einem Aufwand von 25 bis 30 kg Saatgut auch einer Neuansaat. Und im Gegensatz zur periodischen Nachsaat erhöht sich auch das witterungsbedingte Risiko durch Erosion oder Trockenperioden.

Bei Fragen zur Kulturführung im Grünland steht Ihnen das Beratungstelefon unter 0664 6274242 zur Verfügung.

Gabriele Hirsch, MSc, DIE SAAT Fachberaterin Sämereien und Zwischenfrüchte