Herausfordernde Bedingungen für den jungen Mais

Auf den wärmsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen mit bis zu 5 °C über dem vieljährigen Mittel folgte der anfangs auch sehr warme April. Viele Landwirte konnten der Verlockung nicht widerstehen und säten bei trockenen Bedingungen den Mais sehr zeitig. Ab Mitte April kam nun eine deutliche Abkühlung und teilweise Frost.

Keimung und Aufgang ist ein ständiges Wechselspiel verschiedener Hormone und Enzyme. Mais benötigt, als geborener Südamerikaner, optimalerweise über 20 °C für eine gute und rasche Keimung und anschließend raschem Aufgang. In Österreich ausgewählte und angebotene Sorten können auch mit geringeren Temperaturen zurechtkommen – für problemlosen Aufgang sollten 10 °C aber nicht unterschritten werden. Bei Kälteeinwirkung wird das Gewebe spröde, bricht und bildet wiederum Eintrittspforten für sonst harmlose Parasiten. Je länger das Korn oder der Keimling in nassem und kaltem Erdreich liegt, desto häufiger wird er von verschiedenen Organismen angegriffen – Pilze, Bakterien, tierische Schädlinge wie Drahtwurm und Saatfliege – und verliert an Widerstandskraft auch gegen Chemikalien. Stark wechselnde Temperaturen von warmen Tagen und kalten Nächten verschlimmern die Situation. Derart geschädigte Bestände sollten jedenfalls weiter beobachtet werden, da Schaderreger noch weiter ihr destruktives Werk fortsetzen können.

Was tun, wenn Pflanzen abgefroren und abgestorben sind? Bei Einwirkung von unter 0 °C kommt es überdies zum Absterben des Gewebes. Der Vegetationskegel von Mais liegt bis zum 6-Blattstadium noch geschützt im inneren des Stängels unter der Erdoberfläche. Bei längerer Frosteinwirkung ist durch längs Aufschneiden des Pflänzchens zu kontrollieren, ob das innere Gewebe noch intakt ist. Ist der Vegetationskegel noch frisch, wird die Pflanze wieder austreiben, sofern nicht Pilze oder Bakterien weiteren Schaden anrichten. Die Ertragsanlagen werden erst ab dem 5-Blattstadium gebildet. Daher sind etwaige Verluste eher durch verspätete Abreife und die Abnahme der Pflanzenzahlen zu erwarten. Wenn die Fehlstellen einigermaßen gleichmäßig verteilt sind, gleicht der Mais sehr viel aus. Über eine Nachsaat sollte erst bei unter 60% der gewünschten Pflanzenzahlen und größeren kahlen Stellen nachgedacht werden, da ein Umbruch mit Neuansaat ein nicht zu unterschätzendes Risiko darstellt.

Oft sind einzelne Feldteile abgestorben, die ungeschützt oder in Senken liegen. Da lohnt sich bis Anfang Mai jedenfalls noch dieselbe Sorte in die abgestorbenen Feldteile einzusäen. Wenn die Nachsaat später erfolgt, sollten frühreifere Sorten verwendet werden.

Abschätzung Feldaufgang: Um mit einem 3 m Maßband die Pflanzenzahl zu schätzen, empfiehlt es sich 10x zufällig verteilt am Feld Stichproben zu machen und zu mitteln:

• Bei 75cm Reihenweite auf 267 cm ist die Pflanzenzahl x 5 x 1000 = Pflanzenzahl/ha
• Bei 70cm Reihenweite auf 286 cm ist die Pflanzenzahl x 5 x 1000 = Pflanzenzahl/ha

Mais in Spätsaat: Sollte man sich für eine Neuansaat entscheiden ist diese möglichst rasch durchzuführen: Nach der ersten Maiwoche fällt der Ertrag bei Mais immer rascher ab, je später im Verhältnis zu optimal gesätem Mais (Mitte April bis Anfang Mai) angebaut wird. Je später desto rapider fällt die Ertragserwartung, weil weniger Tage für die Ertragsbildung zur Verfügung stehen. Je nach Witterungsverlauf kann man mit 1-3% (bis 400 kg) weniger Ertrag/ Tag späterem Anbau rechnen plus deutlich höherer Erntefeuchte.

Es sind nun wieder gute Bedingungen angesagt, die noch lebenden Pflanzen sollten sich rasch erholen und die weitere Aussaat kann normal fortgeführt werden. Üblicherweise wächst sich bei Mais einiges wieder aus, sodass die Ertragsverluste oft geringer als befürchtet sind. Manchmal bleibt einem aber auch eine Neuansaat nicht erspart.

DI Marin Prüller, RWA Saatgut

Ist der Vegetationskegel beim Durchstoßen durch die Kruste abgefroren, gibt es wenig Hoffnung

Frost kann bei sehr frühem Anbau die Entwicklung immer wieder zurückwerfen – siehe folgendes Bild: Pflanze wäre schon im 5-Blattstadium und Ertragsanlagen werden schon gebildet – hier ist jedenfalls mit deutlichen Ertragseinbußen zu rechnen.

Durch Kälteperioden und langsames Wurzelwachstum kann es zu Violett-Verfärbung der jungen Pflanzen kommen, ähnlich Phosphormangelsymptomen. Das ist sehr selten ein Grund zur Sorge – bei wüchsigem Wetter ist alles bald wieder grün!