Maisjahr 2023: Hochschaubahn für Landwirte

Das Jahr war von regional unterschiedlichen Ergebnissen und einem unbefriedigenden Maispreis geprägt.

Das Jahr begann mit der Sorge, ob es von der jeweiligen Wunschsorte genügend Saatgut geben würde. An einen frühen Anbau war nur für die Schnellsten zu denken, ein nasses Frühjahr sorgte dafür, dass sich der Anbau mancherorts bis spät in den Mai hineinzog und das Saatgut oft in ein nicht optimales Saatbett gelegt wurde. Daraus resultierten mitunter lückige und ungleichmäßige Bestände und lange Zeit waren die unterschiedlich entwickelten Maisfelder prägend im Landschaftsbild. Am Ende gab es sehr unterschiedliche Ergebnisse und einen unbefriedigende Maispreis. Bleibt zu hoffen, dass im kommenden Jahr der billige Mais seinen Weg zu den Märkten findet, die ihn dringender brauchen als wir.

Kein „Wunderwutzi“ im Norden

Von Juni bis Juli litt vor allem der Norden Österreichs unter anhaltender Trockenheit, was zu ungewöhnlich kurzen Pflanzen führte und in geringeren Silomaiserträgen spürbar wurde. Aber auch die Ertragsanlagen am Kolben wurden in dieser sensiblen Zeit besonders bei den früheren Sorten auf Notmodus gestellt, oft waren die Kolben mit weniger Kornreihen ausgestattet als in üppigeren Zeiten. Unter so unterschiedlichen Bedingungen kann es keinen „Wunderwutzi“ geben, der alles kann. Deshalb setzten wir auf eine breite genetische Basis und langjährige Erfahrung in unserem Portfolio. Wie unterschiedlich die Sorten von Standort zu Standort reagierten, sieht man an den Frühdruschversuchen der Firma Agrana und der OÖLWK. An jedem Standort war eine andere DIE SAAT-Sorte am Podest und bei vier von fünf Versuchen die Nummer 1 (siehe Tabelle 1):  Ein Sortenmix ist also, wenn möglich, eine Absicherung. Die Nummer 1 in jedem frühen bis mittelfrühem Portfolio sollte DieSERENA® (Rz 250) sein, da sie bis Rz 290 in allen Versuchen der OÖ LWK, in denen sie am Start war, die ertragreichste registrierte Sorte darstellte. Dass heuer bei späterer Ernte die späteren Sorten wie FINEGAN (Rz 300) oder der ganz neue DKC4031 (Rz ~350) auch in den kühleren Lagen Oberösterreichs im Vorteil waren, lag wohl an der besseren Robustheit bei frühem Trockenstress, den reichlichen Niederschlägen im August sowie dem sensationell sonnigen und warmen Spätsommer.

Starkregen und Feuchtigkeit im Süden

Das restliche Bundesgebiet, besonders der Süden, wurde kleinräumig immer wieder von schweren Unwettern mit entsprechend verheerenden Schäden heimgesucht. Das viele Wasser bescherte auf sandigen Böden teilweise gute Ergebnisse, andererseits auch Mindererträge durch Auswaschung von Nährstoffen und Verschlämmung. Daraus resultierender Sauerstoffmangel im Wurzelbereich führt zu eingeschränkter Nährstoffaufnahme und offensichtlich leidenden Maispflanzen. Der feuchte August hatte zur Folge, dass Helminthosporium Turcicum in Kombination mit Stängelfäule lokal deutlich mehr wirtschaftlichen Schaden anrichten konnte als in den Jahren davor. Der Pilz konnte im ganzen Land nachgewiesen werden. Es bestand auch Gefahr, dass vermehrt Kolbenfusarien auftreten könnten. Der extrem trockene und sonnige September verhinderte hier Schlimmeres. In vielen Praxisbeständen war es beeindruckend zu sehen, wie gut sich die alten Haudegen von DIE SAAT auch unter diesen Umständen bewährten. Der Trend geht eindeutig zu den späteren Sorten, daher dominierten vor allem die Reifezahlen 400 plus. DieSISSY®, DieMELISSA®, DieSTEFANIE® und PERSIC zeigten abermals im Süden Stresstoleranz, Gesundheit und Ertragstreue. Für Furore sorgt allerdings eine absolute Newcomerin: EV5150 DieROMINA (steht im Februar 2024 in Italien als DKC5029 vor der Zulassung). In den steirischen Praxisversuchen hatte sie immer einen Stockerlplatz und war neunmal die Nr. 1. Sie ist mit RZ ca. 460 einzustufen. Von den früheren Sorten für den Süden, vor allem Kärnten, stellen nach Reifezahl aufsteigend FINEGAN, DieSAFARI®, DieSARAH® und die neue DieSELMA® (Rz 360) ein starkes Paket dar.

Achterbahn im Trockengebiet

Im Trockengebiet schwankten die Maiserträge heuer sehr stark, obendrein stellte sich die Vermarktung schwieriger dar als sonst. Pflanzenbaulich zeigte sich einmal mehr die Bedeutung einer guten Bodenstruktur als Schutz vor Austrocknung genauso wie vor Auswaschung und Verschlämmung. Je nach Niederschlag und Boden lagen die Erträge von 3 bis 12 t/ha. Vor allem die neue Sorte DieSELMA® wusste durch Top-Erträge zu bestechen. Bewährte Sorten wie DieSARAH® und DieSONJA® erzielten durch ihre Trockenheitstoleranz sehr gute Erträge. DieSILKE® bringt Jahr für Jahr im NÖLWK-Versuch Diendorf ein Topergebnis. Im früheren Reifebereich bleibt DieSANTANA® eine starke Messlatte, aber der neue FINEGAN überzeugt immer mehr Landwirte.

DieSelma® mit bis zu 22 Kornreihen

DieSelma® mit bis zu 22 Kornreihen

Starkes Paket im Silomais

Ein Dauerthema bleibt der richtige Erntezeitpunkt bei Silomais. Viele Landwirte haben den warmen Spätsommer unterschätzt und verloren wertvolle Energie aus dem Stängel bei TS-Gehalten weit über 40%. Im frühen Reifebereich ist LG 31.272 (Rz 270) in der beschreibenden Sortenliste (BSL) der AGES 2023 ganz oben zu finden. Im „LWK Niederösterreich Silomaisversuch“ im Raum Zwettl und Gmünd brachte er die letzten beiden Jahre mehr als 112 % Relativertrag zum Sortenmittel. Heuer verwies ihn nur die DIE SAAT-Haupt-Silomaissorte SY COLLOSSEUM (Rz 290) mit 113 % auf den 2. Platz. SY COLLOSSEUM stellt in der mittleren Reifegruppe der BSL 2023 die ertragreichste Sorte. Heuer gesellte sich FINEGAN mit zusätzlich hohem Stärkegehalt an der Ertragsspitze dazu. Wer etwas Späteres sucht wird mit dem Silofüller HONOREEN (Rz ~330) fündig und noch später wird es mit SY SOLANDRI (Rz 420) richtig interessant. Dieser ist seit zwei Jahren im Silomais-Versuch der Landwirtschaftlichen Fachschule Pyhra im Spitzenfeld dabei und bestätigt auch in der AGES unsere Einstufung als Siloreife ca. 390. Die kompakte Sorte INFORMATIKA (Rz ~480) sorgt, dank ihrer dicken Stängel und schweren Kolben, bei Biogas und spätem Silomais mit Spitzenerträgen für Überraschung.

DI Marin Prüller, RWA Saatgut

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