Weizensteinbrand – Der Fluch im Biolandbau

Die Bildung von Mykotoxinen macht den Weizensteinbrand zu einer massiven Bedrohung für den biologischen Getreideanbau. Mit den richtigen Maßnahmen kann es aber gelingen, einem Befall vorzubeugen.

Der gewöhnliche Weizensteinbrand (Tilletiacaries) stellt im Biolandbau ein wachsendes Problem mit langfristigen Folgen dar. Leider sind die Schäden hoch und erst spät erkennbar. Befallenes Erntegut kann weder als Saatgut, noch für die menschliche Ernährung verwendet
werden. Auch als Futtermittel ist kontaminiertes Erntegut aufgrund der Mykotoxinbelastung nur bedingt einsetzbar und das sogenannte „Waschen“ ist mit erheblichen Kosten sowie einem hohen Wasserverbrauch verbunden. Bei einer Verwertung in der Biogasanlage kommen die Steinbrandsporen durch Ausbringen der Gärreste oder Biogasgülle wieder in den Boden und somit in den Infektionskreislauf.

Abwechslungsreiche Fruchtfolge

Der Pilz ist sowohl samen-, als auch bodenbürtig und sehr ausdauernd. Deshalb empfiehlt sich die Wahl einer weiten Fruchtfolge, wobei die Anbaupause zumindest vier Jahre betragen
sollte. Ein kompletter Verzicht auf den Anbau von Getreide ist aber nicht zwingend notwendig, so erweisen sich Roggen, Gerste oder einjährige Leguminosen als geeignete Kulturen zur Unterbrechung des Infektionskreislaufs. Ein umsatzaktiver Boden sowie die organische Düngung unterstützen den Abbau der Sporen im Boden zusätzlich. Eine der effektivsten Maßnahmen zur Reduktion von Weizensteinbrand ist der Einsatz von zertifiziertem Saatgut. Im Zuge des Anerkennungsverfahrens untersucht die AGES jede Saatgutlieferung auf Krankheiten und Qualität. Gesetzliche Vorgaben stellen sicher, dass Grenzwerte eingehalten werden. Sind mehr als zehn Steinbrandsporen pro Korn sichtbar, muss das Saatgut vor dem Verkauf mit einem für die biologische Landwirtschaft zugelassenem Beizmittel behandelt werden. Ab einer Belastung von mehr als 300 Sporen pro Korn ist das Saatgut aberkannt und darf nicht als Z-Saatgut in den Verkehr gebracht werden. Um das Risiko weiter zu senken, gilt für Saatgut von „Die Saat“ eine strengere Obergrenze von maximal 100 Sporen pro Korn.

Maschinenhygiene und Druschreihenfolge

Eine nicht unwesentliche Rolle in der Verbreitung spielt der Drusch. Bei der Ernte brechen viele Brandbutten auf und die Sporen werden vom Wind auf benachbarte Felder vertragen. Auch die Verbreitung über den Mähdrescher sollte nicht unterschätzt werden. Eine einfache Maßnahme ist der Drusch gesunder Bestände, bevor befallene Felder geerntet werden. Besondere Vorsicht ist beim Lohndrusch geboten. Belastete Maschinen wie Anhänger und Lagerstätten sind hier unbedingt mit Dampf und geeigneten Reinigungsmitteln zu behandeln.

Steinbrandtolerante Sorten

Einige wenige steinbrandtolerante Sorten stehen der Landwirtschaft mittlerweile zur Verfügung. Diese Sorten können als ergänzende Strategie eingesetzt werden, ersetzen aber nicht die oben genannten Maßnahmen. In der Vergangenheit wurde sichtbar, dass ein zu hoher Sporendruck oftmals zu einer Durchbrechung der Resistenz führen kann. Tolerante Sorten sind weder für den Anbau auf verseuchten Böden geeignet, noch zur „Sanierung“ von Feldstücken. Eine gute Toleranz gegenüber dem Steinbrand weist etwa der begrannte Qualitätsweizen AXARO mit einer frühen Reife und einem hohem Ertragsniveau für trockene Lagen auf. Auf gut mit Wasser und Nährstoffen versorgten Böden eignet sich insbesondere der Kolbenweizen TILLIKO, der auch einen sehr hohen Proteingehalt aufweist. Die Sorte ARISTARO deckt gleich mehrere Steinbrandrassen ab und ist zudem sehr qualitätsbetont.

PFLANZENSCHUTZ
Eine weite Fruchtfolge, zertifiziertes Saatgut und Maschinenhygiene sind wesentliche Voraussetzungen für gesunde Getreidebestände.

Thomas Unger, RWA Saatgut

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