Grünland – Erfolgreiche Nachsaat

Die Nachsaat dient der Diversifizierung des Bestandes und erlaubt mehr Flexibilität in der Wahl des optimalen Schnittzeitpunktes. Für das Gelingen sind neben einer nutzungsgerechten Saatgutmischung die gewählte Methode und die eingesetzte Technik entscheidend.

Ziel der Nachsaat ist es, andere bzw. zusätzliche hochwertige Futtergrasarten in den Bestand einzubringen, um das Artenspektrum auf eine breitere Basis zu stellen. Durch eine Diversifizierung der Futtergrasarten und das Einbringen von Rotklee kann einerseits eine Ausweitung des optimalen Schnitttermins und – bei entsprechenden Grasarten – auch eine gesteigerte Trockentoleranz erreicht werden. Für die Praxis ist v. a. die bessere „Nutzungselastizität“ entscheidend, weil man sich mit dem flexibleren Schnittzeitpunkt besser auf herrschende Wetterbedingungen einstellen kann.

August ist Nachsaatzeit

Nach den Sommerschnitten treibt das Grünland nur langsam wieder an. Zudem erreicht der Aufwuchs – im direkten Vergleich mit dem ersten Aufwuchs – eine deutlich geringere Höhe von 30 bis maximal 40cm. Das gibt dem mit der Nachsaat ausgebrachten Saatgut ausreichend Zeit und Licht zur Keimung und Bildung der ersten Blätter. Im August werden die Nächte schon etwas kühler und meist setzt ab Monatsmitte die Taubildung ein. Der Tau kann auch bei ausbleibendem Regen die jungen Keimpflanzen mit ausreichend Wasser versorgen. Daher hat sich der August als der optimale Zeitpunkt für die Nachsaat durchgesetzt. Bei 4-Schnitt-Nutzung wird die Nachsaat in die erste Augusthälfte fallen, bei 5-Schnitt-Nutzung erfolgt die Nachsaat meist ab dem 20.August.
Bei 3-Schnitt-Nutzung ist die Nachsaat entweder nach dem zweiten Schnitt im Juli oder nach dem dritten Schnitt bis maximal Mitte September einzuplanen. Eine Herbstweide ist möglich, sollte allerdings nicht zu lange in den Spätherbst hineinreichen. Unmittelbar nach dem Mähen ist stets nachzusäen, um der Saatgutmischung ausreichend zeitlichen Spielraum zum Auflaufen zu sichern, bevor der aufwachsende Altbestand seine Konkurrenzwirkung entfaltet.

Die richtige Mischung

Die Mischungszusammensetzung und die darin enthaltenen Arten und v. a. Sorten sind für einen nachhaltigen Erfolg entscheidend. Die ÖAG-geprüften und -kontrollierten Qualitätssaatgutmischungen bieten die größte Sicherheit, was Ampferfreiheit und Ausdauer betrifft. Auch die nach der amtlichen Wertprüfung laufend angepassten Sorten erlauben eine optimale Anpassung an vorherrschende Witterungsbedingungen. Grünlandmischungen gibt es wie Sand am Meer. Geht es um unabhängig geprüfte Qualität, wird die Auswahl allerdings rasch dünner. Jahrzehntelange Erfahrung mit verschiedensten Mischungsqualitäten ist die Grundlage für die klare Empfehlung: ÖAG-Qualitätsmischungen geben in Abstimmung an die Flächennutzung Sicherheit, auch unter schwierigen Bedingungen.

Die Methode der Nachsaat

Damit die Nachsaat erfolgreich wird, muss der Grünlandbestand Lücken aufweisen. Die beste Nachsaatmischung ist chancenlos, wenn der Bestand dicht ist, sei es durch Gemeine Rispe, Rotschwingel oder andere Pflanzen. Saatgut braucht immer Platz und Licht zum Auflaufen. Je nach Zielsetzung werden zwei Strategien unterschieden: die periodische Nachsaat und die Sanierungs-Nachsaat. Mit der periodischen Nachsaat wird über einen längeren Zeitraum immer wieder eine Nachsaatmischung in den Bestand eingebracht (alle zwei bis maximal drei Jahre). Diese Maßnahme sollte mindestens drei- bzw. im Idealfall fünfmal mit einer geeigneten Technik durchgeführt werden. Bei einem zweijährigen Rhythmus können das sechs bis zehn Jahre werden, in denen die periodische Nachsaat konsequent umzusetzen ist. Eine einmalige Nachsaat führt nur in in den seltensten Fällen zum Erfolg. Bei geringer Lückigkeit sind 12 bis 15 kg/ha zu empfehlen, bei starker Lückigkeit bis zu 25kg/ha. Die Sanierungs-Nachsaat zielt auf eine grundlegende und rasche Verbesserung des Pflanzenbestandes ab. Bei Besatz mit Gemeiner Rispe ist die Sanierungs-Nachsaat die einzig reelle Chance, den Grünlandbestand mit hochwertigen Gras- und Kleearten zu verbessern und die Gemeine Rispe zurückzudrängen. Charakteristisch für die Sanierungs-Nachsaat ist, dass hier in einem ersten Schritt die Gemeine Rispe möglichst vollständig aus dem Bestand entfernt wird. Auf den entstehenden Freiflächen findet die Nachsaatmischung beste Bedingungen vor, um rasch zu keimen und bis in den Herbst kräftige Einzelpflanzen mit vier bis fünf Blättern auszubilden. Die Methode ist zwar arbeits- und kostenintensiv, hat sich jedoch bei richtiger Umsetzung als höchst erfolgreiche Strategie bewährt. Zu den Erfolgskriterien zählen die Durchführung im Spätsommer, die Verwendung eines speziellen Nachsaatstriegels sowie das konsequente Ausstriegeln inklusive Abtransport und der Verzicht auf eine Düngung im gleichen Jahr. Zudem sollte der darauffolgende Schnitt möglichst frühzeitig erfolgen. Die empfohlene Saatgutmenge liegt bei 25 bis 30kg/ha. Bei ertragsbetonter Bewirtschaftung ist in den Folgejahren jedenfalls auf entzugsorientierte Nährstoffversorgung zu achten und ab dem zweiten Jahr eine periodische Nachsaat durchzuführen. Optimale Nachsaat-Technik Generell haben sich die für die Nachsaat speziell entwickelten Starkzinkenstriegel mit 10 bis 12mm Zinkenstärke sehr bewährt. Für die Sanierungs-Nachsaat kommen ausschließlich diese zum Einsatz. Andere Nachsaattechniken, die mit eingedrückten Rillen arbeiten (z.B. Köckerling) oder mit einem Schneidscheibensystem den Boden zur Saatgutablage öffnen (z.B. Vredo), kommen nur für Grünlandflächen mit ausreichender Lückigkeit in Frage. Bei Problemen mit Gemeiner Rispe sind durchschlagende Erfolge im Fall beider Varianten eher schwer zu erreichen. Bei trockenem Boden kann das Schneidschiebensystem die Erde nämlich nur schwer aufschlitzen.

ZEITPUNKT

Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der August für die Nachsaat am besten geeignet ist. 

ÖAG-Nachsaatmischungen
• NA: für bis zu maximal drei Nutzungen
• NATRO: für bis zu drei Nutzungen auf leichten Böden und sehr trockenen, der Sonne ausgesetzten Lagen
• NI: ab drei Nutzungen, schwerpunktmäßig für vier Nutzungen
• NIK: für fünf und mehr Nutzungen
• NAWEI: für Dauerweiden, auch in trockenen Lagen
• KWEI: für sehr intensive Weidesysteme, z.B. Kurzrasenweiden;
auch für mehrmalige Nachsaat mit geringen Mengen während der
Weidesaison; gut geeignet für Umstellung auf Kurzrasenweide

Peter Frühwirth, Grünland-Experte

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